19. Juli 2015

Capoeira

Der afro-brasilianische Kampftanz, der ein wichtiges Stück brasilianische Kultur repräsentiert.

Capoeira_Thomas und Rui Capoeira
Capoeira_Ralf Kramer
Capoeira_Mestre Rui
Capoeira_Mestre Rui da silva Santos
Capoeira_Mestre Rui (2)
Capoeira
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Die Capoeira hat eine lange und bedeutende Geschichte in Brasilien: sie wurde während der portugiesischen Kolonialisierung Brasiliens von den verschleppten afrikanischen Sklaven sowie den brasilianischen indigenen Völkern entwickelt. Es vermischten sich in ihr Kampfelemente, die dem Widerstand und der Befreiung dienten, als auch indigene Tanzelemente. Als religiöser Tanz des Candomblé getarnt, wurde die Capoeira in Zuckerrohrfeldern oder in Büschen versteckt gespielt. Daher kommt auch ihr Name, der so viel bedeutet wie abgeschnittenes Feld.

Neben dem kämpferischen und tänzerischen Element spielt die Musik in dieser Kunst eine weitere wichtige Rolle: die Lieder (cantos) erzählen von dem Leid der Sklaven (lamentos), der Geschichte der Capoeira und den Lebenswegen ihrer wichtigsten Meistern.

Die besonderen Instrumente, die die Gesänge begleiten, sind das Berimbau (Bogen aus Beriba-Holz und eine Kalabasse als Klangkörper), die Atabaque (spezielle Trommel), das Pandeiro (Tamborin) und das Caxixi (kleine Rassel). Rhythmus, Gleichgewicht, sowie Schnelligkeit und Akrobatik spielen eine wichtige Rolle im gemeinsamen Spiel in der Roda (Kreis), in der die Capoeira ihren Ausdruck findet.

Aus der ursprünglichen Form der Capoeira Angola entwickelte Manuel dos Reis Machado oder Mestre Bimba in Salvador da Bahia in den 1930er Jahren die Capoeira Regional, die ihre Akzente auf die Schnelligkeit, Akrobatik und den Kampfcharakter der Kunst setzt. Bis zu diesem Zeitpunkt war Capoeira in Brasilien verboten und als schlechter Zeitvertreib der ohnehin schon diskriminierten schwarzen Bevölkerung verpönt.

Doch heute ist die Capoeira als einzige ursprünglich brasilianische Kampfkunst hoch angesehen und anerkannt – vor allem auch im Ausland, wo sie noch vor der gesetzlichen Akzeptanz in Brasilien stark verbreitet wurde. Sie wird heute als Tanz, Kunst, Folklore, Sport, Freizeit, Lebensphilosophie akzeptiert, sowie als sehr erfolgreiche pädagogische Methode an Schulen und Universitäten angewandt.

 

Associiação de Capoeira Abaettê
Mestre Ruy Abaettê
aus Recife (Pernambuco, Brasilien)

Ruy da Silva Santos begann bereits mit 13 Jahren Capoeira aus einem Buch zu lernen. Dann fing er an, alleine zu trainieren, bis er auf Mestre Pesqueiro traf, der ihn intensiv weiterbrachte. Auch andere Kampfkünste interessierten ihn immer, so dass er auch eine Zeit lang Judo trainiert. 1996 erhielt er seine Graduierung zum Capoeira-Meister von Mestre Galvão, dem einzigen „Nachkommen“ Bimbas in Pernambuco, und Mestre Dody.

Schon vor seiner „Meisterprüfung“ gründete er die Associação Abaeté, deren Namen aus dem Tupí-Guaraní, der Sprache der Ureinwohner Brasiliens stammt, und soviel wie „ehrlicher und ehrenhafter Mensch“ bedeutet.

Er trainierte bereits afrikanische und deutsche Schüler. In seinem Wohnort Jaboatão de Guararapes baute er außerdem mit der Gründung der Associação ein soziales Projekt auf, in dem heute ca. 30 Kindern aus benachteiligten Familien und Vierteln durch die Capoeira ein Halt in Leben gegeben wird. Das Selbstbewusstsein, die kulturelle Identität, Disziplin und die soziale Inklusion der Kinder und Jugendlichen können durch das Capoeiratraining gestärkt werden.

Darüber hinaus gründete Mestre Ruy zwei weitere Capoeira-Gruppen: „Liberdade Brasil“ unter der Leitung von Instrutor Gibi und die Gruppe „Tubiras“ unter der Leitung von Instruktor Deniel. Er bildete in seiner bisherigen Laufbahn 1 Mestre (Meister), 1 contramestre (Vize-Meister), 3 Lehrer und einige Instrutores aus.

2003 wurde Mestre Ruy Abaetê als erster Meister überhaupt an eine Fakultät (Faculdade de filosofia de Recife Fafire) berufen und unter Vertrag genommen. Das Capoeira-Training mit Mestre Ruy bietet den Studenten an, ihre Wahrnehmung, Ausgeglichenheit, kognitive Fähigkeiten, Selbstbewusstsein sowie eine Lebensphilosophie zu erlernen.