Deutsche Meisterschaft 2025 in Cottbus Erfahrungsbericht – Felix

Liebe ASCler und Freunde,

im folgenden Erfahrungsbericht nehme ich euch mit auf meine Reise zur Deutschen Meisterschaft 2025 der DAKO und IMAF in Cottbus.
Dies war meine erste Deutsche Meisterschaft, bei der ich nicht nur selbst Teilnehmer war, sondern auch meine Schüler*Innen der Karate-Jugend.
Ich wünsche euch beim Lesen genau so viel Spaß, wie ich ihn beim Schreiben hatte.

Vor genau einer Woche, am 18. Oktober 2025, war es endlich so weit.
Wochenlang hatte sich die Delegation des Asien-Sport-Center Samurai Freiburg auf diesen Tag vorbereitet.
Jetzt fing die Deutsche Meisterschaft der DAKO und IMAF, ausgerichtet vom PSV Cottbus, Abt. Kampfkünste „Tokugawa“ in Cottbus endlich an.

Am Freitag hatten wir uns 800km über die Autobahnen zwischen Freiburg und Cottbus gekämpft.
Die Nacht war viel zu kurz gewesen, denn Nervosität und Anspannung machten den Schlaf zu einer wahren Herausforderung.

Für acht Delegationsmitglieder war dies die erste Meisterschaft und die Unsicherheit über das Kommende war deutlich spürbar.
Auch ich musste mit viel Unsicherheit kämpfen.
Hatte ich meine Schüler*Innen genug vorbereitet?
Bin ich der Verantwortung als Delegationsleiter und Kampfrichter gewachsen?

Für all diese Gedanken war keine Zeit mehr.
Die Budō-Pässe waren abgegeben und bald darauf ging es schon los.
Die Begrüßung flog nur so vorbei und dann war es so weit.
Es ging direkt los mit Bo-Jutsu Kata Einzel.
Es gab keine Zeit mehr für Zweifel!
Ich durfte erst zwei sehr schöne Kata von Martin und Pascal sehen und dann war ich dran.
Das Adrenalin lies mich jeden Wackler und Fehler meiner Muttsu no Kon spüren.
Aber genau deshalb war ich hier!
Kata unter diesen Umständen zu laufen ist eine vollkommen andere Erfahrung als das Training im Dojo.
Dann war es vorbei. Die Kampfrichter vergaben die Punkte, Pascal hat verdient den ersten Platz gewonnen mit einer sehr schönen Choun no Kon.
Meinen herzlichen Glückwunsch dazu!

Zum Entspannen gab es keine Zeit, denn ich nahm direkt meinen Platz als Kampfrichter im Bo-Jutsu ein.
Das war eine komplett neue Erfahrung für mich und eine Aufgabe, die mich mit tiefer Ehrfurcht und Demut erfüllt hat.
Ich durfte viele schöne Kata und Anwendungen sehen und gab mein Bestes, diese so fair wie möglich zu bewerten.
Dann war es geschafft und Bo-Jutsu war für den Vormittag vorbei.

Ohne Pause wechselte ich die Halle, um meinen Schüler*Innen beizustehen.
Die Kata-Wettkämpfe waren dort im vollen Gange.
Zu meinem großen Bedauern konnte ich nur wenige Kata live sehen.
Die anderen Dojos traten mit fantastischen Budōka an, welche teilweise schon über viel Wettkampferfahrung verfügten.

Auch wenn die Ergebnisse teilweise hinter den Erwartungen meiner Schüler*Innen zurückblieben, empfand ich nichts als Stolz.
Für mich ging es nie um den Sieg, sondern um den Weg, den ich mit ihnen gemeinsam gehen durfte.

Hatte ich den Vormittag mit meiner Bo-Jutsu Kata begonnen, durfte ich ihn jetzt mit meiner Karate Kata abschließen.
Rita, Dirk und Jörg standen gemeinsam mit mir vor fünf erfahrenen Kampfrichtern, drei davon waren Großmeister.
Gefühlt die ganze Halle blickte auf uns.
Dirk machte mit meiner Lieblingskata Hangetsu den Anfang.
Dann kam Jörg mit seiner Seienchin.
Beiden Kata gucke ich immer sehr gerne zu, so auch hier.
Ich hatte mich schon vor Woche dazu entschlossen, dass ich die Kanku Dai zeigen möchte, jetzt war die Zeit gekommen.
Wieder spürte ich durch das Adrenalin jeden kleinsten Wackler und Fehler.
Trotzdem war ich zufrieden mit meiner Kata.
Den Abschluss machte Rita mit ihrer Bassai Dai.
Diese kannte ich bereits aus den Vorbereitungstrainings, aber sie auf dem Wettkampf so zu sehen erfüllte mich mit großer Freude.

Dann war es geschafft und die Mittagspause begann.
Begleitet wurde diese von einer Darbietung der Taiko-Gruppe des PSV Cottbus, Abt. Kampfkünste „Tokugawa“.
Die Mischung aus neuen und bekannten Stücken erfüllte mich mit Freude – wie immer, wenn ich Darbietungen dieser Gruppe beiwohnen darf.

Es folgte die Ausgabe der Ehrengaben – das Wort Siegerehrung finde ich unangemessen, denn für mich waren alle Sieger*Innen.
Der Raum war voll mit Emotionen – Freude, Trauer, Stolz, Enttäuschung – eine Erfahrung, die mich mit Ehrfurcht erfüllt hat.

Es folgte der zweite Wettkampfteil unter dem Stern des Kampfes.
Für mich ging es in den Kampf Bo-Jutsu.
Wir legten die Schutzausrüstung an und dann ging es auch schon los.
Den Anfang machten Martin und Pascal. Pascal setzte sich gegen Martin durch und zog ins Finale ein.
Mathias und ich waren jetzt dran. Dieser Kampf war mir eine große persönliche Freude, hatten wir uns doch auf dem BZL in Zeitz dazu verabredet.
Auch wenn ich den Kampf diesmal für mich entscheiden konnte, empfinde ich nichts als Dankbarkeit und Respekt für Mathias.
Es war Zeit für das Finale. Pascal ist ein beeindruckender Kämpfer und ich wusste, dass der Kampf mir alles abverlangen würde.
Er stürmte mutig und entschlossen auf mich zu und der Schlagabtausch begann.
Ich kann mich nicht daran erinnern, wer wann einen Punkt bekam. Zu sehr war ich im Kampf gefangen, jede Faser meines Körpers und Geistes war gefordert.
Plötzlich der Schock, mein Bo schoss am Ohr von Pascal vorbei und streifte seinen Helm.
Es war keinesfalls meine Absicht unfair zu kämpfen oder gar Verletzungen zuzufügen, aber es war zu spät.
Ich bekam eine verdiente Verwarnung, dann ging es weiter.
Nach 2 Minuten stand es 6 zu 6 und der nächste Treffer sollte entscheiden.
Auch wenn ich es schaffte Pascal zuerst zu treffen, schlug sein Bo unmittelbar danach auf meinem Helm ein.
Die Kampfrichterentscheidung mag zwar eindeutig gewesen sein, aber ich weiß genau, dass er den Siegtreffer genau so verdient hätte wie ich.
Ich verneige mich in tiefer Dankbarkeit und Demut vor Pascal
Ich wünsche mir, dass wir uns bei der nächsten Meisterschaft wieder auf der Kampffläche gegenüberstehen.

Ohne Umschweife wechselte ich jetzt die Halle, das Kihon-Ippon-Kumite war in vollem Gange.
Hier sah ich fantastische Karateka, die mit absoluter Präzision gegeneinander antraten.
Besonders mitfiebern konnte ich mit Anastasia, die sich in einem spannenden Finale durchsetzen konnte und den ersten Platz belegte.
Kata und Kumite kannte ich bereits als Wettkampfformen, Kihon-Ippon-Kumite war für mich aber neu.
Aufmerksam beobachtete ich die Entscheidungen der Kampfrichter und nahm dabei viele Informationen mit, wie ich die Vorbereitung für den nächsten Wettkampf gestalten muss.

Den krönenden Abschluss, zumindest für unsere Delegation, bildete das Kumite im Shotokan Karate.
Hannah Cecilia, Lola und Scarlett des Asien-Sport-Center Samurai Freiburg und Ellen vom 1. Asiatischen Kampfkunstverein Zwickau e.V. traten gegeneinander an.
Als Seiten-Kampfrichter durfte ich fünf intensive Kämpfe begleiten.
Die Kämpferinnen zeigten schnelle und abwechslungsreiche Kampfkombinationen.
Den Endkampf gegen Lola konnte zwar Scarlett für sich entscheiden, aber die Leistung beider war für mich sehr beeindruckend.
Mein tiefster Dank und Respekt geht an Ellen, dass sie sich als einzige Nicht-Freiburgerin dem Kumite gestellt hat. Ich hoffe sehr, dass ich sie beim nächsten Kumite-Wettkampf wieder auf der Matte sehen darf.

Nach dem Endkampf im Kumite wechselten wir in die Haupthalle, wo die Ehrengaben für die Nachmittagsdisziplinen ausgeben wurden.
Im Anschluss gab es viele Worte des Dankes und scheinbar endlosen Applaus.
Mich durchströmten Dankbarkeit, Ehrfurcht, Demut und Stolz.

Ich danke dem gesamten Organisationsteam des PSV Cottbus, Abt. Kampfkünste „Tokugawa“ für die wunderbare Organisation und allen Kampfrichter*Innen für ihre hervorragende Arbeit.
Ein besonderer Dank geht dabei an die Dojoleiterin Katja Gransalke, die geduldig alle meine Fragen im Vorfeld beantwortet hat und durch ihren Einsatz bei der Organisation maßgeblich am Erfolg beteiligt war.
Außerdem geht mein Dank an alle Trainer*Innen der anwesenden Vereine, denn durch sie war die Qualität der gezeigten Leistungen enorm hoch und der Wettkampf dadurch extra spannend.
Vielen Dank auch an Jörg, Pascal, Martin, Mathias, Dirk und Rita, dass ich mit euch auf der Kampffläche stehen durfte.
Ebenso danke ich dem gesamten Doitsu-Budo-Kwai e.V. dafür, dass wir in eurem Dojo übernachten durften.
Ein Extra-Dankeschön geht an die Dojoleiterin Sensei Christina Herold für ihren Einsatz als Hauptkampfrichterin des Karate.

Tiefe  Dankbarkeit empfinde ich für meine Freiburger Meister, namentlich Shihan H.-D. Rauscher, Sensei Christine Rauscher und Sensei Christian und Yvonne Kehl für ihren unschätzbaren Beitrag zu meiner Ausbildung.
Dies gilt auch für meine Trainingskamerad*Innen des Asien-Sport-Center Samurai Freiburg, die mit mir seit mittlerweile 7 Jahren den Weg des Budō gehen.
Vielen Dank an Rita, dass du nicht nur mitgekommen bist, sondern dass du die Jugend betreut hast, während ich anderweitig gebunden war.

Vom tiefsten Herzen danke ich meinen Schüler*Innen dafür, dass ich ein Teil ihres Lebens sein darf und dass sie die Strapazen der Vorbereitung und der Reise so bereitwillig auf sich genommen haben.
Ihr seid der Grund, warum ich jede Woche gerne in Dojo gehe und den Stress des Lebens für einen Moment vergessen kann. Euch auf eurem Weg zu begleiten, erfüllt mich mit tiefster Freude und Stolz.

Zuletzt geht mein Dank an die Eltern meiner Schüler*Innen, die mir bereitwillig ihre größten Schätze anvertraut und mich bei der Vorbereitung unterstützt haben.
Ohne euer Vertrauen wären wir nur zu dritt nach Cottbus gefahren und dafür bin ich euch zutiefst dankbar.

Abschließend bleibt mir nur zu sagen, dass ich mich jetzt schon auf unser nächstes Wiedersehen freue.
Lasst uns gemeinsam den Weg des Budō weiter gehen.

Ich verneige mich vor euch.

どうも ありがとう ございました。
Dōmo arigatō gozaimashita.

Felix